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Komplettumbau der chinesischen Industrie - Chance oder Bedrohung für deutsche Unternehmen?

China sucht nach neuen Wachstumsmöglichkeiten für seine Wirtschaft. Hohe Kreditfinanzierung, Überkapazitäten in traditionellen Bereichen wie Kohle, Stahl und Zement und schrumpfende Devisenreserven haben der Expansion der eigenen Wirtschaft zugesetzt. Ziel der chinesischen Führung ist es, die Entwicklung von einer Produktions- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft weiter voranzutreiben. Durch drei Initiativen sollen Innovationen und die Qualität der Produkte massiv verbessert werden. Mit „Made in China 2025“ und „Internet Plus“ werden der Fertigungs- und der E-Commerce-Bereich gefördert, die „One Belt, One Road“-Initiative“ dient dazu, die Märkte entlang von strategischen Handelsrouten zu entwickeln und auszubauen.

Made in China 2025

Die komplette Industrie soll restrukturiert und wettbewerbsfähiger gemacht werden. Gezielte Maßnahmen forcieren den Durchbruch in zehn Schlüsselsektoren. Diese sind u.a. Elektromobilität, IT, Robotik und digitalisierte Produktion, Flugzeugbau und Hochgeschwindigkeitszüge, Pharmaindustrie, Medizintechnik und neuartige Werkstoffe. In diesen Branchen werden Produktionsketten optimiert und intelligente Technologien eingesetzt, die Verbindung von IT und Industrie vorangetrieben, die Innovationsfähigkeit verbessert und flächendeckend umweltschonend produziert. Die Volksrepublik wird immer mehr auch hochwertige Bauteile selbst produzieren und weniger hinzukaufen. Der lokale Anteil von Schlüsselkomponenten und Materialien soll dabei von 40 Prozent in 2020 auf 70 Prozent in 2025 ansteigen.

Für Deutschland ist „Made in China 2025“ beides – Chance und Bedrohung zugleich. In 2025 sollen 8 von 10 Elektroautos, die in China verkauft werden, aus heimischer Produktion stammen. In Branchen wie dem hochwertigen Automobil-, Flugzeug-, Maschinen- und Anlagenbau wird China konkurrenzfähiger. Für deutsche Unternehmen bedeutet dies: Schnell zu sein bei Innovationen, schneller als die chinesischen Konkurrenten. Nur dann ist die Zukunft auch weiterhin gesichert.

Deutschland muss sich mit dem Gedanken der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen in der Rolle des strategischen Partners befassen. Kooperations- und Zuliefermöglichkeiten eröffnen sich im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung der chinesischen Industrie. Dazu gehören Sensorik, Robotik, Halbleitertechnik und IT. Das größte Problem der chinesischen Industrie liegt nach wie vor in der mangelnden Qualität, vor allem in der Produktion. In Branchen wie dem Fahrzeugbau und der Energieversorgung verbessert sich das Qualitätsniveau inzwischen deutlich. Der Staat unterstützt die Unternehmen mit umfangreicher Forschungsförderung und günstigen Krediten, das hilft beim Kauf von ausländischen Konkurrenten.

Neugründungen durch Internet Plus

Eine weitere Modernisierung der Wirtschaft ist geplant durch einen weiteren Ausbau des Internets. Internet-Technologien wie Mobile Internet, Cloud Computing, Big Data und Internet of Things sollen in traditionelle Industrien integriert werden. Informationsflüsse und Effizienz werden verbessert und die Kosten minimiert.

One Belt, One Road

Piräus, Genua, Rotterdam, Standorte in Nordafrika, der Türkei und Israel: Im Mittelmeerraum haben sich staatliche chinesische Reederein an mehreren Häfen beteiligt. Die dritte chinesische Initiative „one belt, one road“ bezieht sich auf eine Kombination des Wirtschaftsgürtels Seidenstraße (ein ökonomischer Korridor entlang des eurasischen Kontinents) und der maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts (ein Netzwerk von maritimen Handelswegen, die Asien mit Afrika und Europa verbinden). Können sich die chinesischen Staatskonzerne so stark einkaufen, dass sie über Jahrhunderte gewachsene Handelsrouten verlegen können? Laut Aussage der chinesischen Regierung haben bereits 65 Länder weltweit ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet, wodurch ein potenzieller Markt mit 4,4 Mrd. Menschen entstehen würde.

Diese Initiative besitzt eine Dimension, die die ganze Weltwirtschaft verändern könnte.